Der Tomatenanbau im Hobbygarten, auf der Terrasse oder dem Balkon ist eigentlich ganz einfach. Alle, die schon Erfahrungen mit dem Anbau von Tomaten haben finden hier eine Liste mit nützlichem Zubehör, für alle anderen haben wir hier ein kleines Tutorial geschrieben.
Inhalt
- Warum Tomatenanbau
- Ein wenig Botanik
- Wie geht es nun los mit meinem Tomatenanbau?
- Der Mai ist gekommen, wie geht es jetzt weiter?
- Wie pflege ich meine Pflanzen?
- Können Tomatenpflanzen auch krank werden?
- Ernte und Verarbeitung
Warum Tomatenanbau?
Die Vielfalt an Tomatensorten ist scheinbar unendlich groß. Neben den klassischen roten Salattomaten existieren Sorten in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen. Die Palette der unterschiedlichen Geschmacksnuancen von herb-säuerlich über fruchtig-mild bis zuckersüß ist riesig.
Nur ein Bruchteil dieser Vielfalt landet im heimischen Supermarktregal. Was wir dort finden sind zumeist Hybridsorten, die eher auf hohen Ertrag und gute Haltbarkeit für den Transport als auf Geschmack gezüchtet werden.
Der Tomatenanbau im Hobbygarten ist also eine echte Alternative für alle die Abwechslung wollen.
Wer einmal eine sonnenreif geerntete Tomate aus dem eigenen Garten gegessen hat wird selten wieder etwas anderes essen wollen.
Ausserdem sind Tomaten sehr gesund und enthalten unter anderem große Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen und des Anitioxidants Lycopin , das als Radikalfänger gilt.
Ein wenig Botanik
Tomaten sind Nachtschattengewächse (Solanum lycopersicum) und somit verwandt mit z.B. Kartoffeln, Auberginen aber auch Tabak. Alle grünen Teile der Tomaten, also Stängel, Blätter und Blattkelche sind leicht giftig und können beim Verzehr zu Unwohlsein und Übelkeit führen. Es gibt allerdings auch Tomaten deren Fruchtfleisch bei Reife grün bleibt und trotzdem verzehrt werden können.
Tomaten sind Vibrationsbestäuber, das bedeutet sie sind bei der Befruchtung auf Hilfe von Aussen angewiesen. Hummeln haben sich im Laufe der Geschichte auf die Bestäubung von Tomatenblüten “spezialisiert” und werden mittlerweile in kommerziellen Tomaten-Gewächshäusern gezielt zur Bestäubung eingesetzt. Es ist also von Vorteil im Umfeld der heimischen Tomatenplantage ein insektenfreundliches Umfeld zu schaffen, sei es durch Nisthilfen oder durch bunte Blühwiesen- oder Inseln, mit denen die Bestäuber angelockt werden. Auch du kannst zusätzlich, durch vorsichtiges Schütteln oder leichten Kontakt mit einer Elektrozahnbürste an den Blütenständen, zur Bestäubung beitragen.
Wie geht es nun los mit meinem Tomatenanbau?
Als allererstes solltest du dir Gedanken zur Tomatensorte machen. Hier spielt der zur Verfügung stehende Platz eine Hauptrolle. Hast du nur eine kleine Ecke auf dem Balkon oder der Terrasse so solltest du eher eine begrenzt wachsende Buschtomate wählen. Kannst du ein Beet im Garten bepflanzen kommt eine Freilandsorte in Frage. Und steht dir vielleicht sogar ein Gewächshaus oder Folientunnel zur Verfügung hast du quasi freie Auswahl.
Hast du dich für eine oder mehrere Sorten entschieden brauchst du für den Anfang erstmal nicht viel. Eine kleine Aussaatschale oder Anzuchttöpfe und etwas Anzuchterde reichen aus. Hier pflanzt du die Samen etwa einen halben cm tief ein. Tomaten mögen es gerne warm. Für die Keimung sind etwa 20-25°C erforderlich. Dafür kannst du die Anzuchtschale- oder Töpfe z.B. auf die Fensterbank über die Heizung stellen oder du benutzt eine kleine Heizmatte.
Da Tomaten kälteempfindlich sind und erst nach dem letzten Frost etwa Mitte bis Ende Mai nach draussen dürfen solltest du nicht zu früh mit der Aussaat beginnen. Vom Aussäen bis zum entgültigen Pflanzen vergehen etwa 6-8 Wochen, es reicht also aus Mitte März bis Mitte April zu beginnen, sonst werden die Pflanzen zu groß.
Nachdem die Pflanzen nun etwas gewachsen sind sollten sie aus der Aussaatschale heraus in einen etwas größeren Topf mit einer guten Pflanzerde pikiert werden. Ein Pikierstab ist hierbei ein wertvolles Hilfsmittel. Die Pflanzen sollten dabei etwas tiefer eingetopft werden (bis kurz unter die Keimblätter). Das verhilft zu mehr Stabilität und besserer Wurzelentwicklung. Die Erde darf gerne schon einige Nährstoffe haben. Ein kleiner Bambusstab und eine Drahtkordel können später hilfreich sein um die kleinen Pflanzen abzustützen.
Hast du nur ein Fenster in nördlicher Richtung zur Verfügung könnte sich der Einsatz von Kunstlicht bezahlt machen. Hier kommen energiesparende LED-Leuchten zum Einsatz.
Der Mai ist gekommen, wie geht es jetzt weiter?
Da die Nächte im Mitte/Ende Mail zwar meist frostfrei aber oft noch kühl sind ist es wichtig die jungen Pflanzen für ihr Leben im Garten abzuhärten. Sie sollten einige Tage lang an die Freilandbedingungen gewöhnt werden, indem du sie bei warmem Wetter tagsüber nach draußen stellst, nachts aber wieder rein holst. Sie sollten draußen aber vor praller Sonne und starkem Wind geschützt stehen, um sie vor Verbrennungen oder Abknicken zu schützen.
Sind die Pflanzen abgehärtet kommen sie an ihren endgültigen Platz im Beet oder Topf. Beim Anbau im Topf ist darauf zu achten, dass eine nährstoffreiche Erde verwendet wird und der Topf ausreichend groß ist. Bei Buschtomaten reichen 10 -15 Liter Volumen aus, alle anderen sollten mindestens 25 l Liter haben besser noch 30 l oder mehr.
Die Erde im Beet wird vorab mit Kompost und einem organischen Langzeitdünger versorgt.
Nach dem Pflanzen werden die Pflanzen gut angegossen, der Boden wird idealerweise mit einer Mulchschicht versehen um die Verdunstung zu reduzieren.
Der Standort sollte sonnig und geschützt sein. Bis auf wenige Ausnahmen an resistenten Freilandtomaten sollte für die meisten Sorten idealerweise wenigstens ein Dachvorsprung als Regenschutz vorhanden sein.
Tomatenpflanzen sollten gestützt werden. Kleine Sorten lassen sich z.B. mit Bambusstäben stützen für größere Sorten empfiehlt sich ein Aufleiten mit Schnur und Clips. Hast du nichts woran du Schnüre beftigen kannst eignen sich auch Stangen oder Stäbe, die du tief in den Boden steckst und daran die Pflanzen anbindest.
Beim Tomatenanbau im Gewächshaus kannst du Tomatenhaken benutzen und die Pflanzen damit “layern”. Das heisst, dass du sie Stück für Stück seitlich ablegst wenn sie die Decke des Gewächshauses erreicht haben.
Wie pflege ich meine Pflanzen?
Tomaten sind Starkzehrer und benötigen regelmässig eine Nachdüngung. Das kann selbst angesetzte Brennnesseljauche sein oder auch ein Volldünger auf Vinassebasis. Wichtig ist aber nicht zu viel und nicht zu stark stickstofflastig zu düngen, sonst bildet sich viel Blattmasse und die Ausbildung der Früchte leidet. Hier gilt es ein gesundes Mittelmaß zu finden.
Die Pflanzen benötigen regelmäßig Wasser. Achte beim Gießen darauf, dass die Blätter trocken bleiben und keine Erde nach oben auf die Unterseite der Blätter spritzt. Auch hierbei hilft eine Mulchschicht aus Rasenschnitt, Stroh oder Schafwolle auf dem Boden. Tomatenpflanzen mögen abgestandenes, bzw. erwärmtes Gießwasser. Keinesfalls sollte mit eiskaltem Leitungswasser gegossen werden.
Die Seitentriebe, die die Pflanzen in den Blattachseln bilden, solltest du regelmäßig entfernen. Dies nennt sich “Ausgeizen” und sorgt für eine verbesserte Blüten- und Fruchtbildung. Warte mit dem Ausgeizen aber bis der Trieb ca. 5 cm lang ist, damit du nicht versehentlich einen Blütenstand entfernst. Auch alle Blätter unterhalb des untersten Fruchtstandes können regelmäßig entfernt werden, das sorgt dafür, dass die Pflanze immer die Energie für die Reife der untersten Früchte aufwendet und diese von unten nach oben abreifen.
Können Tomatenpflanzen auch krank werden?
Ja, die beim Tomatenanbau häufigste gefürchtete Tomatenkrankheit ist die Kraut- und Braunfäule. Dies ist eine Pilzerkrankung, die schnell deinen kompletten Tomatenbestand dahinraffen kann. Feuchte Witterung und vor allem feuchte oder nasse Pflanzen begünstigen den Ausbruch dieser Erkrankung. Dies solltest du also als vorbeugende Maßnahme vermeiden. Auch hier hilft das zuvor beschriebene Entfernen der untersten Blätter um weniger Kontakt mit Spritzwasser zu haben.
Wählst du resistente Sorten und baust mehrere verschiedene Sorten an wird vielleicht nur ein Teil der Pflanzen befallen und du verlierst nicht gleich alle.
Stärkende Maßnahmen wie ausgewogene Düngung und der Einsatz von Präparaten wie Ackerschachtelhalm Extrakt helfen die Pflanzen gesund zu erhalten.
Beobachte die Pflanzen sorgfältig, entferne befallene Pflanzenteile umgehend und entsorge diese über den Hausmüll.
Ebenfalls regelmäßig taucht beim Tomatenanbau die Blütenendfäule auf. Dies ist aber eigentlich gar keine Krankheit, sondern ein Nährstoffmangel (und zwar der Mangel an Kalzium). Sie taucht bei mangelnder Wasserversorgung (besonders bei heißer Witterung) der Pflanzen auf und auch durch eine Überdüngung mit Stickstoff. Du solltest also keineswegs einfach blind düngen, sondern ausgewogen und regelmäßig gießen und allenfalls einmalig etwas Algenkalk auf den Boden an die Pflanzen streuen.
Auch ein Befall mit Schädlingen wie Blattläusen, Spinnmilben oder Thripse ist beim Tomatenanbau möglich, kommt aber nicht allzu oft vor. Du kannst ihn in der Regel einfach durch Entfernen der befallenen Blätter oder, bei stärkerem Befall, mit einem Pflanzenschutzmittel wie Neem-Öl in den Griff kriegen. Im Gewächshaus ist auch der Einsatz von Nützlingen ein wirksames und probates Mittel.
Ernte und Verarbeitung
Ende Juli bis Anfang August ist es endlich soweit: die ersten Früchte werden reif und du kannst probieren.
Ernte bitte (erstmal) nur wirklich reife Tomaten, die schon ihre endgültige Farbe haben. Alles andere ist Verschwendung. Die Früchte lassen sich herrlich im Salat oder, wenn du etwas mehr hast, zu Sossen und Dips verarbeiten.
Spätestens wenn die Pflanzen in den Vollertrag kommen, du vielleicht sogar eine kleine Schwemme erlebst und gar nicht alles aufessen kannst, solltest du dir darüber Gedanken machen die Früchte haltbar zu machen. Selbstgemachte Sossen mit Knoblauch und frischen Kräutern lassen sich hervorragend einkochen und schenken dir auch im Winter nochmal den Geschmack des Sommers.
Die Beerntung ist nicht selten bis spät in den Herbst möglich. Besonders bei Pflanzen im Gewächshaus sind letzte Erträge sogar in Norddeutschland noch im November möglich.
Die letzten Tomaten des Jahres werden allerdings nicht mehr reif. Du kannst sie auch grün ernten und an einem warmen, dunklen Platz im Haus nachreifen lassen. Achte darauf schimmelige Tomaten auszusortieren.